Frauen (ge)schlechtgeredet! (Fh 2012/2)

von Wiltraud Beckenbach

Der Hirnforschung zufolge haben Frauen und Männer unterschiedliche Hirnstrukturen und denken unterschiedlich. Dabei sagt die Größe des Gehirns nichts über die Denkfähigkeit aus. Das heißt aber auch, die Geschlechtsunterschiede zu akzeptieren und nicht ständig zu versuchen, aus Mädchen Jungen zu machen.

Was wird geschehen, wenn sich in einem Boot alle Insassen nur auf einer Seite an den Rand lehnen? Es bekäme Schlagseite und würde kentern. Aber genau das macht die derzeitige Gleichstellungspolitik. Statt Frauen aufgrund ihrer Andersartigkeit zu fördern und anzuerkennen, sollen Mädchen in Männerberufe, um dort Karriere zu machen. Den Respekt vor den Eigenschaften und Fähigkeiten von Frauen, den in der Vergangenheit viele Männer nicht aufwiesen, versagen zunehmend Frauen ihren eigenen Geschlechtsgenossinnen.

Unter dem Wortungetüm Gender Mainstreaming wird aus meiner Sicht keine Gleichstellung, sondern Gleichmacherei betrieben. Seit der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking betreiben die radikalfeministischen Vertreterinnen eine strikte Arbeitsmarktpolitik, die unter „Arbeit“ nur die außer Haus verrichtete versteht. Sie definieren „Familie“ völlig neu, vermeiden Worte wie Mutter oder Vater, und statt von Ehefrau oder Ehemann sprechen sie von Partnern. Traditionelle Ehe und Familie oder Vollzeitmütter werden geschlechtgeredet. Die Delegierten der ärmeren Länder, meist Familienbefürworterinnen, wurden in Peking als „Fundamentalistinnen“ beschimpft, die alte Strukturen halten wollten. Dabei arbeiteten diese Frauen, gemeinsam mit Männern, als gleichberechtigte Partnerinnen an besseren Bedingungen für Frauen.

Frauen dürfen nicht, was sie wollen. Sie sollen männlichen Normen entsprechen; ob diese immer sinnvoll sind, spielt keine Rolle.
Dabei müssten lediglich die wichtigen Frauenberufe, in denen Vermittlung von Werten stattfindet, besser bezahlt werden, anstatt die zunehmende Kälte unserer Gesellschaft zu beklagen. Unsere Gesellschaft braucht beide Eigenschaften zum überleben, die der Frauen und die der Männer.

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